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„Am DPMA als Arbeitgeber schätze ich vor allem die Familienfreundlichkeit und auch das sehr gute Betriebsklima. An der Tätigkeit als Patentprüfer schätze ich besonders den enorm hohen Grad an Selbstständigkeit, der sogar im Patentgesetz verankert ist.“

Patentprüfer im Interview

Dr. Rolf Brucksch, Patentprüfer im Bereich Kraft- und Arbeitsmaschinen, Holzbearbeitung, Waffen, Sport und Spiel, erneuerbare Energien

DPMA:Wie lange arbeiten Sie schon im DPMA und in welcher Position?

Dr. Rolf Brucksch:Ich habe im Mai 2012 im DPMA angefangen und arbeite seither als Patentprüfer.

DPMA:Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

RB:Mein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik habe ich zwischen 2001 und 2004 an der Universität der Bundeswehr München absolviert.

DPMA:Was hat Sie dazu bewogen, sich beim DPMA zu bewerben?

RB:Ich war auf der Suche nach einer technischen Verwendung im öffentlichen Dienst und bin dabei, inspiriert durch meine Frau, auf das Deutsche Patent- und Markenamt gestoßen.

DPMA :In welchem Bereich haben Sie gearbeitet, bevor Sie im DPMA angefangen haben?

RB:Zuvor war ich Zeitsoldat bei der Bundeswehr und habe dort die Offizierslaufbahn durchlaufen. Allerdings hatte ich die eher außergewöhnliche Möglichkeit, zwischen 2006 und 2009 nochmals an die Universität der Bundeswehr zurückzukehren und dort zu promovieren. Danach durfte ich wiederum im Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB), einem sehr forschungsorientierten Institut der Bundeswehr, bis zum Ende meiner Dienstzeit an spannenden – teils internationalen – Forschungsprojekten mitarbeiten beziehungsweise diese koordinieren.

DPMA :Welche besonderen Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen muss man als Patentprüfer/Patentprüferin mitbringen?

RB:Nicht ohne Grund ist eine Einstellung als Patentprüfer nur mit abgeschlossenem Hochschulstudium und daran angeschlossener fachbezogener Berufserfahrung möglich. Bei meiner täglichen Arbeit muss ich immer wieder bewerten, welchen Wissensstand ein Diplom-Ingenieur hat und welche Tätigkeiten er noch standardmäßig vornimmt oder eben nicht mehr. Daher sollte man auch tatsächlich mehrere Jahre in der Industrie im Bereich von Forschung und Entwicklung oder in der Wissenschaft im Rahmen einer Promotion fachlich gearbeitet haben. Ansonsten sollte man natürlich über gute Englischkenntnisse verfügen, weil ein Großteil der Patentliteratur in Englisch veröffentlicht ist. Mit Blick in die Zukunft kann Chinesisch sicher nicht schaden.

DPMA :Muss man juristische Kenntnisse mitbringen, wenn man sich als Patentprüferin/als Patentprüfer bewirbt?

RB:Nein. Ich hatte zuvor vom Patentrecht auch überhaupt keine Ahnung. Hier kann ich alle beruhigen, die dieser Punkt möglicherweise abschreckt, denn der juristische Anteil an unserer Arbeit als Patentprüfer wird im Rahmen der Qualifizierung durch Patentrechtskurse sowie die Mentoren vermittelt.

DPMA :Wie sieht die erste Zeit im DPMA aus?

RB:Irgendwie habe ich mir vor dem Dienstantritt zu viele Gedanken gemacht. Tatsächlich bin ich sehr freundlich im Amt aufgenommen worden. Die Verwaltung hat sehr kundenorientiert agiert und die Patentabteilung, in der ich eingestellt wurde, war sowohl von der Ausstattung her, als auch auf den Beginn meiner Qualifizierung sehr gut vorbereitet. Dadurch ging es im Prinzip am zweiten Tag mit der Ausbildung durch meine damalige Mentorin los und innerhalb kürzester Zeit folgten die ersten wichtigen Kurse, um die Software, die wir hauptsächlich verwenden, kennenzulernen.

DPMA :Wie kann man sich Ihren Arbeitalltag als Patentprüfer vorstellen?

RB:Kurz gesagt besteht unsere Arbeit darin, einen technischen Gegenstand aus der juristischen Anmeldesprache gedanklich zu übersetzen und zu verstehen, anschließend danach zu recherchieren, ob es diesen so oder so ähnlich vor dem Anmeldetag schon gegeben hat, und schließlich in einen schriftlichen Dialog mit dem Anmelder oder dessen Vertreter über die Patentierbarkeit des Anmeldegegenstands zu gelangen. Und das im Prinzip jeden Tag.

Das mag zwar auf den ersten Blick etwas eintönig klingen, aber letztlich ist doch jede Anmeldung anders und fordert mich auf eine andere Weise heraus. Und immer wo es sich anbietet, führe ich im weiteren Prüfungsverfahren Anhörungen durch, die wiederum ihren ganz eigenen Reiz ausüben. Hier muss man sich intensiv vorbereiten und kann dann im direkten Gespräch mit dem Anmelder beziehungsweise dem Patentanwalt des Anmelders einen häufig sehr komplexen technischen Gegenstand diskutieren. Am Ende der Anhörung sollte man dann möglichst zu einem abschließenden Ergebnis kommen und eine Entscheidung treffen. Das kann mitunter sehr spannend sein.

DPMA :Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

RB:Faszinieren ist vielleicht das falsche Wort. Treffender wäre eher "was schätzen Sie". Und hier fällt mir sofort der für den öffentlichen Dienst außergewöhnlich hohe Grad an Selbstständigkeit meiner Arbeit ein. Aber natürlich ist es auch interessant, die neuesten technischen Entwicklungen noch vor der Öffentlichkeit mitzubekommen und somit auch auf dem Fachgebiet am Ball zu bleiben.

DPMA :Erhalten Sie Einblick in andere (verwandte) Prüfgebiete?

RB:Das ergibt sich immer wieder. Weil die maschinenbaulichen Patentanmeldungen tendenziell immer häufiger auch elektrotechnische Aspekte beinhalten, bleibt eine Beschäftigung mit anderen Prüfgebieten nicht aus. Gelegentlich vertrete ich auch mal eine andere Prüfungsstelle und dann erhalte ich ebenfalls einen Einblick in ein anderes Thema.

DPMA :Wie halten Sie sich technisch auf dem neuesten Stand? Ist dies wichtig?

RB:Eigentlich hält man sich durch die tägliche Arbeit von ganz alleine auf dem neuesten Stand. Wo sonst bekommt man denn die neuesten Entwicklungen vor ihrer Veröffentlichung beziehungsweise Vermarktung so detailliert zu lesen? Aber natürlich gibt es auch noch die Möglichkeit, sich fachspezifisch durch diverse Zeitschriftenumläufe oder Online-Zeitschriften auf dem Laufenden zu halten. Darüber hinaus haben wir als Patentprüfer die Möglichkeit, Fachmessen oder auch anmeldende Firmen zu besuchen und uns vor Ort über die neuesten Entwicklungen zu informieren und somit den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren.

DPMA :Was schätzen Sie am DPMA als Arbeitgeber?

RB:Am DPMA als Arbeitgeber schätze ich vor allem die Familienfreundlichkeit und auch das sehr gute Betriebsklima. An der Tätigkeit als Patentprüfer schätze ich besonders den enorm hohen Grad an Selbstständigkeit, der sogar im Patentgesetz verankert ist.

DPMA :Welchen Tipp haben Sie für neue Kolleginnen und Kollegen?

RB:Nutzen Sie das Wissen, das in Ihrer zukünftigen Abteilung vorhanden ist, indem Sie die Kollegen um Rat fragen.

DPMA :Wie wichtig ist der Austausch mit anderen Kolleginnen und Kollegen?

RB:Gelegentlich hat man mal einen Fall, bei dem man einfach eine zweite (oder dritte) Meinung braucht. Da sind natürlich die Kollegen aus der Abteilung, auch wenn sie auf anderen Prüfgebieten arbeiten, beliebte Ansprechpartner. Hier gibt es immer wieder einen fachlichen Austausch, der allen weiterhilft. Die Entscheidung bleibt am Ende aber doch bei jedem Patentprüfer selbst hängen, was aber auch noch mal die Selbstständigkeit hervorhebt.

DPMA :Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

RB:Ich arbeite schon seit längerem in Teilzeit und habe so viel mehr Zeit für die Familie. Aber auch die Tatsache, dass die Arbeitszeit nur sehr selten durch fremdbestimmte Einflüsse von der Regel abweicht, hilft hierbei ungemein. Dies ist sicher eine der Besonderheiten an der Tätigkeit als Patentprüfer, die ich im Übrigen sehr zu schätzen gelernt habe.

DPMA :Kam Ihnen selbst schon mal die eine oder andere Idee? Haben Sie schon einmal etwas erfunden?

RB:Ideen habe ich schon immer wieder mal. Aber erfunden habe ich nie etwas. Und anmelden dürfte ich jetzt als Patentprüfer – aus verständlichen Gründen – ohnehin nicht mehr.

DPMA :Welche Ihrer geprüften Erfindungen hat Sie am meisten beeindruckt?

RB:Ich muss gestehen, dass mich auf meinen Prüfgebieten bisher noch keine Erfindung wirklich beeindruckt hat. Vielmehr gibt es eine Tendenz bei der Anmelderschaft, immer mehr "Klein-Klein" anzumelden. Aber es gibt natürlich immer wieder mal interessante Anmeldungen. Hier fallen mir spontan bei Windkraftanlagen die Bemühungen zum Tierschutz und zum Immissionsschutz (Lärm- und Schattenwurfreduzierung) ein.

DPMA :Haben Sie schon einmal eine der von Ihnen geprüften Erfindungen benutzt?

RB:Nein. Das liegt aber auch daran, dass ich bislang keine Produkte aus meinen Prüfgebieten gekauft habe. Bisher fehlt mir der Platz für eine Windkraftanlage.

Stand: 10.11.2020