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O'zapft is!

Logos aller 6 Münchner Biere

130 Jahre Marken beim DPMA: Die Münchner Brauereien waren Anmelder der ersten Stunde

Als das Kaiserliche Patentamt (wie das DPMA damals hieß) 1877 gegründet wurde, war es noch nicht für die Eintragung von Marken zuständig. „Fabrik-“ oder „Warenzeichen“, wie man sie damals nannte, wurden bei den Gerichten angemeldet. Nur Bildmarken waren zugelassen.
Dies änderte sich erst, als am 1. Oktober 1894 das „Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen“ in Kraft trat (verabschiedet wurde es bereits am 12. Mai). Fortan war das Patentamt auch für die Markeneintragung zuständig. Jetzt konnten auch reine Wortmarken angemeldet werden. Die erste Wortmarke, die das Kaiserliche Patentamt eintrug, hieß „Perkeo“.
Zu den allerersten Unternehmen, die ihre Marken anmeldeten, gehörten die großen Münchner Brauereien. So trägt beispielsweise das heute noch gültige Emblem der Spaten-Brauerei, das am 30.10.1894 als Wort-/Bildmarke eingetragen wurde, die Nummer 54 (mittlerweile wurden beim DPMA mehr als drei Millionen Marken angemeldet)! Vor wenigen Wochen erst ließ übrigens der Inhaber die Lebensdauer der Schaufel-Marke verlängern (die – wie alle Marken – theoretisch ewig gültig bleiben kann).

Von Mönchen und Marken: Münchner Bier und seine Geschichte(n)

Bier nach München zu bringen, das wäre so, wie Eulen nach Athen zu tragen, Schnecken nach Metz zu treiben oder Käse in die Schweiz zu rollen. In Bayern gilt der Gerstensaft gemeinhin als Grundnahrungsmittel und Lebenselixier. München kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits 1447 legte der Münchner Stadtrat fest, dass nur Gerste, Hopfen und Wasser in ein Bier gehören. 1487 bestätigte Herzog Albrecht IV. diese Regel und dehnte sie auf Oberbayern aus. 1516 schließlich wurde die "Bayerische Landesordnung" erlassen, die heute allgemein als "Reinheitsgebot" bezeichnet wird.

Hopfen, Wasser und Malz - nach alter überlieferter Rezeptur wird noch heute aus reinen natürlichen Rohstoffen in München Bier gebraut, das Weltruf genießt. Die ersten Bierbrauer waren übrigens Augustiner-Mönche. Davon und von der Entstehung der ältesten Münchner Marken erzählen wir in diesem Artikel.

Wie der traditionsreiche Gerstensaft geschützt ist

Markenabbildung Münchner Bier

Kollektivmarke DE 302018013603

Seit 1998 ist das "Münchner Bier" eine geschützte geographische Angabe (g.g.A.) für Bier, das innerhalb der Stadtgrenzen der Stadt München von den zum "Verein Münchner Brauereien e.V." zusammengeschlossenen Brauereien (Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten) gebraut wird. Auch markenrechtlich ist der Ausdruck geschützt, so als Wortmarke DE 994759 (Kollektivmarke des Vereins Münchner Brauereien e.V.).

Seit 1966 ist die Wort-/Bildmarke DE 831 564 "Münchner Bier" eingetragen, außerdem mehrere Wort-/Bildmarken, die das Münchner-Bier-Logo in verschiedenen Abwandlungen zeigen. Als Kollektivmarke eingetragen ist auch die Wortmarke "OKTOBERFEST-BIER" (DE 1040818 und EM 220772).

Nur "Münchner Bier" darf auf die Wiesn

Auf dem Oktoberfest darf ausschließlich Bier von Münchner Brauereien ausgeschenkt werden, so wollen es der Brauch und die "Betriebsvorschriften für das Oktoberfest". Warum dann freilich die siebte große Münchner Brauerei, das Giesinger (3020110055742), trotz augenscheinlicher Erfüllung aller formalen Kriterien immer noch kein eigenes Zelt auf der Wies´n haben darf, das wissen die Bierkartellgötter allein...

Wir stellen einstweilen die sechs Brauereien, die derzeit auf der Wiesn die Maßkrüge füllen dürfen, und deren eingetragene Marken vor:

Augustiner Bräu München – die älteste Brauerei Münchens

Augustiner-Logo

Marke DE 30553894

Die älteste Münchner Brauerei wurde bereits im Jahr 1328 von Augustiner-Mönchen gegründet. 1803 übernahm der Staat im Zuge der Säkularisation das Kloster und damit die Braustätte. Nur wenig später, 1829, ging die Brauerei in den Besitz von Anton und Therese Wagner über und zog 1855 an seinen heutigen Standort an der Landsberger Straße. Ihr Sohn Josef übernahm das Geschäft. Für ihn stehen die Buchstaben "J.W." im Brauerei-Logo, der Bischofsstab des Heiligen Augustinus verweist auf die bierbrauenden Klosterbrüder. Oktoberfestbier von Augustiner wird ausschließlich aus dem "Hirschen" genannten 200-Liter-Holzfass ausgeschenkt. Auch in unzähligen Münchner Gastwirtschaften und einigen Biergärten wird das Bier mit dem markanten Mönchs-Logo ausgeschenkt. Das Stammhaus befindet sich übrigens mitten im Herzen der Fußgängerzone, in der Neuhauser Straße.

Die Wortmarke "AUGUSTINER" (DE 105322) wurde bereits am 28. September 1907 für die Waren der Klasse 32 "Bier (Starkbier), alkoholarmes Bier, Färbebier, alkoholfreies Bier und alkoholfreie Getränke" angemeldet.

Hacker-Pschorr: eine der ältesten eingetragenen Marken

Hacker-Pschorr-Logo

Marke DE 30644053

Dort, wo heute die heutige Gaststätte "Altes Hackerhaus" steht, wurde erstmals 1417 eine Brauerei erwähnt. Unter den damaligen Besuchern der Wirtschaft waren viele Zimmerleute. Daher stammen wohl die zwei gekreuzten Äxte oder Beile, die schon auf ältesten Zeichnungen der Schutzmarke zu sehen sind.

1738 erwarb Simon Hacker das Anwesen, das Joseph Pschorr dann 1793 von seinem Schwiegervater Peter-Paul Hacker kaufte und bedeutend erweiterte. Unter dem Ehepaar Joseph Pschorr und Maria Theresia Hacker wurde Hacker-Pschorr im 18. Jahrhundert zur führenden Münchner Großbrauerei. Nach deren Tod fiel das Erbe an die Söhne Georg (Brauerei zum Pschorr) und Matthias (Hacker-Brauerei, "zum Hacker"). Erst 1972 verschmolzen die Brauereien Hacker und Pschorr wieder zur Hacker-Pschorr Bräu AG.

Ab 1993 wurden auf dem ehemaligen Gelände des Hacker-Pschorr-Sudhauses an der Hackerbrücke die Pschorr-Höfe (u.a. auch der Bürokomplex des Europäischen Patentamts) errichtet. Die Brauanlagen wurden mit denen der Paulaner Brauerei zusammengelegt. Seit 1998 wird das Bier nur noch in den Anlagen der Paulaner-Brauerei hergestellt.

Marke mit Krone: Das "Staatliche Hofbräu" München

Logo Hofbräu

Marke DE 935

"HB" – zwei Buchstaben, eine Krone: Daraus besteht das Logo der Brauerei Hofbräu München. Begonnen hat diese Geschichte vor 425 Jahren: Weil seinem Hofstaat das in München gebraute Bier nicht schmeckte, gründete Wilhelm V., Herzog von Bayern, 1589 das Hofbräuhaus – die Geburtsstätte von Brauerei und Gastronomie. Heute ist die Brauerei "Staatliches Hofbräuhaus" in München eine von zwei noch in bayerischer Hand verbliebenen Münchner Traditionsbrauereien. Die Wortmarke "Münchner Hofbräu" wurde am 1. August 1896 angemeldet. Inhaber ist nach wie vor das Staatliche Hofbräuhaus in München.

Löwenbräu – lange Zeit international weit verbreitet

Löwenbräu-Logo

Marke DE 773

Löwenbräu war lange Zeit die am weitesten verbreitete deutsche Biermarke. Der Name Löwenbräu taucht zum ersten Mal 1746 im Biersudverzeichnis der Stadt München auf. Zunächst wurde in der Löwengrube (Altstadt) gebraut, ab 1827 dann an der Nymphenburger Straße beim Stiglmaierplatz. Zu beiden Seiten der Straße entstanden ausgedehnte Brauereianlagen. Auf einer Fläche von 79 000 Quadratmetern – das sind fast acht Fußballfelder. Nach der Übernahme durch Spaten und später durch den größten Bierkonzern der Welt wurden 2007 große Teile des Brauereiareals abgerissen. Heute existiert nur noch ein kleiner Teil der ehemaligen Brauerei.

Paulaner – bekannt für seine Bockbier-Tradition

Namensgebend war hier der Paulanerorden, der von Franz von Paola in Süditalien gegründet wurde und der in München an der Neuhauser Straße ansässig war. Dort brauten die Mönche seit dem Jahr 1634 Bier für den Eigenbedarf. Das Paulanerbier, das an den Festtagen des Ordensgründers auch öffentlich ausgeschenkt werden durfte, war ein Bockbier, das bald lokale Berühmtheit erlangte.

Marke DE 30634846, im Logo der Gründer des Paulanerordens Franz von Paola

Nach der Aufhebung des Paulanerklosters im Jahr 1799 wurden die Klostergebäude, heute im Münchner Stadtteil Au gelegen, in ein Zuchthaus umgewandelt. 1813 erwarb der Braumeister Franz Xaver Zacherl die ehemalige Brauerei des Klosters und führte die Bockbiertradition fortan unter dem Namen "Salvator" weiter. 1861 wurde der Salvatorkeller auf dem unweit der Brauerei gelegenen Nockherberg eröffnet.

1896 erfolgte die Eintragung des Warenzeichens "SALVATOR" in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamts in Berlin (Marke DE 14743, angemeldet am 26.01.1895, eingetragen am 14.03.1896). Diesem Schritt gingen jahrelange Querelen und Missbräuche des Warenzeichens voraus, denn jahrelang wurde von zahlreichen anderen Brauereien vergeblich versucht, das Bier zu imitieren. In diesem Zuge erfolgte die Umbenennung von "Gebrüder Schmederer Aktienbrauerei" in "Paulaner-Salvator-Brauerei". 1899 wurde nach dem Tod Zacherls die Brauerei durch seine Erben Ludwig und Heinrich Schmederer übernommen. 1928 erfolgte die Fusion mit der "Gebrüder Thomas Bierbrauerei" in München zum "Paulaner Salvator Thomas Bräu", 1994 erfolgte die Umwandlung in die "Paulaner Brauerei AG".

Spatenbräu erfand vor fast 100 Jahren einen der bekanntesten Werbeslogans

Spaten-Logo

Marke DE 123732

Schon 1397 wurde Spaten-Bräu gegründet. Hans Welser, seines Zeichens Brauer, betrieb damals den "Welser Prew" in der Neuhauser Gasse. Belegbar ist das durch einen Eintrag im Steuerbuch. Danach wechselten die Besitzer häufig. Die Familie Spatt übernahm die Brauerei im Jahr 1622 und fungierte als Namensgeber. 1807 erwirbt der königliche Hofbräumeister Gabriel Sedlmayr die Brauerei. Im Jahr 1867 ist Spaten die größte Brauerei Münchens und kann die Spitzenstellung lange halten. 1884 gestaltete der Graphiker Otto Hupp das heute noch gültige Spaten-Emblem. Bereits am 24.01.1884 wurde dieses angemeldet als Wort-/Bildmarke, eingetragen am 30.10.1894 und ist bis heute gültig (Marke DE 54).

Am 1. Oktober 1894 wurde die Wortmarke "Brauerei zum Spaten" angemeldet (DE 510), die bis zum 30.09.2014 gültig war. Bis heute eingetragen ist die am 12.04.1904 angemeldete Wortmarke "Spaten" (DE 78743).

Im Jahr 1924 entstand der Werbespruch, den auch heute noch so ziemlich jeder kennt: "Lass Dir raten, trinke Spaten!" Beim Patentamt wird er am 30.04.1925 als Warenzeichen angemeldet (Wort-/Bildmarke DE 340054, gelöscht am 01.05.2015).

Im Jahr 1997 kam es zur Fusion mit Löwenbräu. Danach wurde die alte Spaten-Brauerei nach und nach stillgelegt. Heute ist das Sudhaus ein Museum. Alle Spaten-Biere werden in den Kesseln der ehemaligen Löwenbräu-Brauerei hergestellt. An der Marsstraße stehen nur noch die Gärtanks und die Abfüllanlage.

Bild 1: iStock.com/Carso80, Bilder 2 - 7: DPMA

Stand: 30.09.2024