Inhalt

Innovationsschub dank Spinnenseide – Biochemiker Prof. Dr. Thomas Scheibel für Europäischen Erfinderpreis nominiert

Pressemitteilung vom 24. April 2018

Prof. Dr. Thomas Scheibel und sein Forschungsobjekt

München. Die Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA), Cornelia Rudloff-Schäffer, hat mit Freude auf die Nominierung des Biochemikers Prof. Dr. Thomas Scheibel für den Europäischen Erfinderpreis 2018 reagiert. "Mit seinen Spinnenseidenproteinen macht Professor Thomas Scheibel nutzbar, was die Natur zu bieten hat und liefert der Industrie einen ungeheuer wertvollen neuen Werkstoff. Wir beim DPMA halten seine Entwicklungen schon seit Jahren für preiswürdig." Das DPMA hatte Prof. Dr. Thomas Scheibel bereits für den Europäischen Erfinderpreis 2016 und 2017 vorgeschlagen. "Ich freue mich sehr, dass Herr Professor Scheibel nun unter den Finalisten ist und wünsche ihm viel Erfolg im Wettbewerb", sagte Cornelia Rudloff-Schäffer. Der Wissenschaftler und Erfinder ist in der Kategorie "Kleine und mittlere Unternehmen" (KMU) nominiert.

Professor Dr. Thomas Scheibel untersucht an der Universität Bayreuth Biomaterialien. Ab 2004 meldete der Forscher – damals noch an der Technischen Universität München – mehrere Patente auf die künstliche Herstellung von Spinnenseidenproteinen an und gründete später die heute in Planegg bei München ansässige AMSilk GmbH mit. Dieser gelang es als weltweit erstem Unternehmen Spinnenseidenproteine in industriellem Maßstab künstlich herzustellen und somit wirtschaftlich nutzbar zu machen. Spinnenseide ist eines der reißfestesten bekannten Materialien, stabiler als Stahl, und dabei vollständig biologisch abbaubar. Die Proteine können vielfältig eingesetzt werden, weil sie zudem resistent gegen Krankheitserreger und wundheilungsfördernd sind. Das Material eignet sich also für die Textilindustrie genauso wie für die Kosmetikherstellung und die Medizin.

Anwendungsbeispiele gibt es bereits mehrere: Der Sportartikelhersteller Adidas hat einen Schuh produziert, dessen Obermaterial komplett aus einer Spinnenseidenfaser besteht. AMSilk hat auch ein Verfahren entwickelt, um Brustimplantate mit Spinnenseide zu ummanteln und so Abstoßungsreaktionen im Körper zu vermeiden. Zudem eignet sich das Material nach den Erkenntnissen des Unternehmens, um nach einem Infarkt Herzgewebe wiederherzustellen.

Spinnenseide für den Industriegebrauch von echten Spinnen herstellen zu lassen, lohnt sich wirtschaftlich nicht. Um sie künstlich herstellen zu können, verändert AMSilk bestimmte Bakterien gentechnisch so, dass sie die Spinnenseidenproteine in großen Mengen produzieren.

Der Europäische Erfinderpreis wird vom Europäischen Patentamt einmal im Jahr für herausragende Erfinder in fünf Kategorien vergeben. Die Nominierten wurden heute vorgestellt. Die Gewinner werden am 7. Juni auf einer Preisverleihung in Paris geehrt.

Das Deutsche Patent- und Markenamt

Erfindergeist und Kreativität brauchen wirksamen Schutz. Das DPMA ist das deutsche Kompetenzzentrum für alle Schutzrechte des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs. Als größtes nationales Patentamt in Europa und fünftgrößtes nationales Patentamt der Welt steht es für die Zukunft des Erfinderlandes Deutschland in einer globalisierten Wirtschaft. Seine mehr als 2 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten – München, Jena und Berlin – sind Dienstleister für Erfinder und Unternehmen. Sie setzen Innovationsstrategien des Bundes um und entwickeln die nationalen, europäischen und internationalen Schutzsysteme weiter.

Bild: Universität Bayreuth / Jürgen Rennecke

Stand: 05.11.2024