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Bob Dylan

Bob Dylan

Der Meister und sein Whiskey

Das Klopfen an der Himmelstür

Bob Dylan machte Pop zur Kunst. Der wohl einflussreichste Songwriter aller Zeiten begann als Interpret traditioneller amerikanischer Folk-Songs mit Gitarre und Mundharmonika. Dann schrieb er hunderte von Liedern, von denen heute viele zu den bekanntesten der Welt zählen. Vor allem aber schuf er Texte von einer einzigartigen lyrischen Qualität, die ihm den Literatur-Nobelpreis einbrachten.

Bob Dylan ist ein Künstler der Superlative und ein ewiges Phänomen. Geboren als Robert Allan Zimmermann am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota, machte er zunächst als Folk-Sänger in den Clubs von Greenwich Village in New York City auf sich aufmerksam. Jahrzehnte später sollte er sich seinen weltberühmten Künstlernamen als Wortmarke sichern lassen (EM000267757 seit 1996, IR 1463139 seit 2019).

Seit seinem Debütalbum von 1961 hat er 38 Studioalben aufgenommen und zahlreiche weitere Platten, Bücher und Gemälde produziert. Mit „Like a rolling stone“ schrieb er (zumindest nach Ansicht des gleichnamigen Fachmagazins) den besten Song aller Zeiten. Sein Einfluss auf die populäre Musik kann gar nicht überschätzt werden. Praktisch alle ernsthaften Künstlerinnen und Künstler von Adele bis Zappa haben sich mit seinen Liedern und Texten kreativ auseinandergesetzt.

Sechs Jahrzehnte große Kunst

Joan Baez und Bob Dylan

Joan Baez und Bob Dylan am 28. August 1963 (beim legendären Civil Rights March nach Washington)

Niemand blieb über einen so langen Zeitraum künstlerisch bedeutsam und kommerziell erfolgreich. Beispiel Deutschland: 1965 schaffte es Bob Dylan zum ersten Mal mit einem Album in die deutsche Hitparade, 2020 stand er erstmals mit einem Album auf Platz eins der Charts (mit "Rough and Rowdy Ways"). Rund 125 Millionen Platten soll er insgesamt verkauft haben.

Der junge Dylan war zunächst die Ikone des puristischen Folk, schockierte seine Fans dann aber, als er seine Gitarre „einstöpselte“ und mit Band auftrat. In den Jahren des Aufbruchs in den 1960ern wollte man ihn in eine politische Wortführerrolle drängen, die er verweigerte. Aber er lieferte den Soundtrack zu den großen Veränderungen der Zeit, die Songs, die den Umbruch begleiteten: „The times, they are a-changing“, „Blowin´ in the wind“, „A hard rain´s gonna fall“, „Masters of war“ – um nur einige zu nennen. Bis heute ist Dylan dafür berühmt-berüchtigt, jegliche Erwartungshaltungen zu unterlaufen.

Nimmermüdes Chamäleon

Bob Dylan 2010

Bob Dylan 2010

Mitte der 1960er Jahre veröffentlichte er in kurzer Zeit hintereinander drei Alben, die zu den wichtigsten aller Zeiten zählen. Erschöpft zog er sich nach einem mysteriösen Motorradunfall für einige Jahre fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Danach gab es viele Auf und Abs; einer starken kreativen Phase in der Mitte der 1970er folgten lange künstlerische Durststrecken, ehe er Ende der 1990er Jahre wieder begann, hoch gelobte und erfolgreiche Alben einzuspielen. Und das tut er bis heute. Gleichzeitig begann er seine „Never ending tour“ mit rund 100 Auftritten pro Jahr, die ihn seither unentwegt um die Welt führt und erst durch die Corona-Pandemie gestoppt wurde.

Ein Höhepunkt seiner Wahrnehmung als einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit war seine Auszeichnung mit dem Literatur-Nobelpreis 2016 „für seine Schöpfung neuer poetischer Ausdruckskraft in der großen amerikanischen Lieder-Tradition“ („for having created new poetic expressions within the great American song tradition”). Er ist der erste Liedermacher, der diesen Preis erhielt. Einen Oscar, zehn Grammys, Pulitzer-Preis, Ehrendoktorate und zahlreiche andere Auszeichnungen bekam er auch noch im Laufe der Jahre.

„His Bobness“ verkauft Verwertungsrechte

Ende 2020 machte der Altmeister, zu dessen Markenzeichen es gehört, stets für eine Überraschung gut zu sein, weltweit Schlagzeilen, als er die Rechte an seinem gesamten musikalischen Werkkatalog abtrat. Abnehmer ist der weltgrößte Musikkonzern Universal Music Publishing Group, die wiederum dem französischen Medienunternehmen Vivendi gehört. Universal ist das größte der drei „major labels“, die heute den Löwenanteil des globalen Musikmarktes unter sich aufteilen.

Das Geschäft sei „der bedeutendste Musikverlagsvertrag dieses Jahrhunderts und einer der wichtigsten aller Zeiten", jubelte das Unternehmen bei der Bekanntgabe. Wieviel Universal an Dylan zahlte, wurde nicht verraten, aber es soll sich um eine Summe im satten neunstelligen Bereich gehandelt haben.

DPMA überwacht Verwertungsgesellschaften

IR-Marke 1348077

IR-Marke 1348077

Mit der Abtretung verzichtete Dylan unter anderem auf jegliche weitere Einnahmen aus Lizenzvergütungen sowie beispielsweise sein Recht, die Verwendung seiner Lieder für Werbezwecke zu untersagen. Der Song-Katalog, dessen Verwertungsrechte den Besitzer wechselten, umfasst rund 600 Lieder aus sechs Jahrzehnten. Seither verdient nur noch Universal, wenn Dylans Songs im Radio gespielt, gestreamt oder für einen Film verwendet werden.

Die Verwertungsgesellschaften, die beispielsweise für die Rechteinhaber von Liedern Lizenzvergütungen einziehen, wenn deren Werke etwa im Radio oder auf der Bühne gespielt werden, stehen in Deutschland übrigens unter der Kontrolle des Deutschen Patent- und Markenamts: GEMA, VG Wort, GVL und andere Verwertungsgesellschaften unterliegen staatlicher Aufsicht; das DPMA übt diese aus.

Alles, was Rang und Namen hat

Dylan Porträt

Dylan heute: PR-Bild seines neuen Musikverlages

Die Kontrolle über die Nutzungsrechte ist gerade bei Bob Dylans Liedern besonders lukrativ, da er zu den meistgecoverten Künstlern zählt. Spötter lästern wegen des Meisters knarziger Stimme gerne, dass Dylan-Songs nur besser werden können, wenn andere sie singen.
Dylans Lieder wurden von so unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern wie Coldplay, James Blunt, Duke Ellington, Green Day, P.J. Harvey, Hole, Keith Jarret, Wyclef Jean, Diana Krall, Lenny Kravitz, Bob Marley, Pearl Jam, Rage against the machine, Ramones, Diana Ross oder den White Stripes aufgenommen – um nur eine ganz kleine Auswahl zu nennen.

Seine Songs sollen mehr als 6.000 Mal von anderen Künstlern aufgenommen worden sein und wurden als Cover-Versionen oft Welterfolge. Erwähnt seien hier exemplarisch nur die Version von „Mr. Tambourine Man“ der Byrds, „All along the watchtower“ von Jimi Hendrix, das Cover von „Knockin´ on heaven´s door“ der Guns´n Roses oder die Interpretationen von „Make you feel my love“ durch Adele, Billy Joel oder Garth Brooks.

Nach einem dieser Hits benannte Dylan 2018 übrigens einen Whiskey, an dem er beteiligt ist: „Heaven´s Door“ (IR-Wortmarke 1351803, Wort-Bild-Marke IR1348077). Prost, Bob Dylan!

Text: Dr. Jan Björn Potthast, Bilder: Heaven´s Door Spirits, Rowland Scherman / Public domain via Wikimedia Commons, Alberto Cabello CC by 2.0 via Wikimedia Commons, DPMAregister, Universal Music Publishing Group

Stand: 25.07.2024